Erinnerung an Julia

aus: Collection deutscher Erzähler

Es ist der 25. Juni 1970. In diesem Jahr kam der Sommer sehr früh, und gleich so extrem, das kaum Gelegenheit war sich an die große Hitze zu gewöhnen. Heute, in der letzten Juniwoche, ist ein besonders schwüler Tag. Unseren Töchtern Angela und Stefanie machte das Wetter nichts aus, sie tobten fröhlich und ausgelassen in ihrem aufblasbaren Planschbecken im Garten.
Aus der geöffneten Küchentür sehe ich ihnen eine Weile zu.

Bald, in etwa acht Wochen, würden wir wieder ein Baby haben. Wir freuten uns alle sehr. In der oberen Etage wartete schon das kleine Kinderzimmer fertig eingerichtet auf den neuen Erdenbürger. Hübsche Kindertapete, duftige weiß-blaue Gardinen und das Babykörbchen in dem auch ich schon in meinen ersten Lebenswochen geschlafen hatte. Kleine Plüschtierchen saßen oder lagen auf dem Kinderbettchen. Alles war bereit zum Empfang des kleinen Babys.
Wir waren vielleicht etwas früh in der Zeit, aber ich wollte gerne mit allem fertig sein, bevor mein Körper noch unbeweglicher wurde. Das Geräusch eines Motors riss mich aus meinen Träumereien. Robert kam gerade nach Hause. Er hatte beinahe pünktlich Feierabend gemacht. Bei gutem Wetter nahm Robert fast immer den Weg über die Terrasse. So auch heute. Mit überschwänglicher Freude begrüßten ihn die Mädchen. Meine kleine Familie. Es machte mir Freude ihnen zuzusehen.
Das Geld reichte bei uns man gerade so, aber wir waren glücklich. Unser kleines Einfamilienhaus reichte uns völlig.

[...]

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