Schwarz geschlachtet

aus: Weihnachtsgeschichten am Kamin, Band 18

[...]

Nun standen wir also erneut auf einem Bahnsteig, und das ziemlich allein. Es dauerte nicht lange, da konnten wir der Lautsprecheranlage entnehmen, das unser Zug eine Stunde und zehn Minuten Verspätung haben würde. Was nun? Bereits nach kurzer Zeit waren wir völlig durchgefroren. Großartig auf und ab gehen konnten wir auch nicht. Man ließ nicht einfach so zwei Koffer stehen. Uns trennen, um einzeln herum zu laufen wurde uns von Mutter strikt untersagt. „Wir bleiben hier alle zusammen stehen bis der Zug kommt, stellt euch ein wenig um die Koffer herum, „ schärfte sie uns ein. Mutters Worte hatten so bestimmt geklungen, dass wir keinen Widerspruch wagten.. Außerdem war es unheimlich auf dem Bahnsteig. Zwei ganze Lampen dienten als Beleuchtung. Wir standen in der Nähe der einen Lampe.
Es dauerte nicht lange, da hörten wir das Hecheln eines Hundes. Beim Näher kommen erkannten wir einen Bahnpolizisten der von seinem Schäferhund regelrecht in unsere Nähe gezerrt wurde. Ulla und ich bekamen Angst. Mutter sicher auch.
Mit den Worten „ ihr bleibt hier stehen!“ Ging sie dem Bahnbeamten entgegen verwickelte ihn in ein Gespräch über Anschlusszüge für uns, und wie hungrig und müde ihre Mädchen schon wären. Sie redete zu unsrer Verwunderung ohne Pause. Ebenso ohne Pause zerrte der Schäferhund an der Leine, er war nicht zu beruhigen. Der Beamte machte den Hund in einiger Entfernung fest und kam erneut auf uns zu. Zunächst ließ er sich Ausweise und Fahrscheine zeigen, dann besah er sich die beiden, mit dicken Bindfäden versehenen Koffer, hob einender Koffer an und stellte ihn sofort wieder hin. Aber wir alle hatten den großen nassen Fleck, der aus dem schon etwas aufgeweichten Pappkoffer ausgetreten war.

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