Ora et labora

aus: Weihnachtliche Klostergeschichten

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Am nächsten Morgen - im Kloster steckte man mitten in den Weihnachtsvorbereitungen - zog sich die junge Küchenhilfe Mathilde gerade erneut den Zorn der Köchin zu. Sie war einfach nicht bei der Sache. Ihre Gedanken liefen den Stunden voraus. Mit Herzklopfen dachte sie an ihren Christian. Es ging schon eine ganze Weile mit den beiden. Heimliche Treffen, heiße Küsse - sie träumte Tag und Nacht von ihm. Heute nach getaner Arbeit würde sie ihn wieder sehen. Sie konnte es kaum erwarten und bemühte sich nun achtsam zu sein, damit die wenigen freien Stunden nicht noch gestrichen wurden. Endlich war es soweit. Es wurde dunkel. Immer wieder hauchte Mathilde die Eisblumen des kleinen Fensters ihrer Dachkammer an, um ein wenig Sicht in den tief verschneiten Klostergarten zu bekommen. Dann sah sie eine vermummte Gestalt durch den Schnee stapfen. Bald darauf klopfte es unten an der Eingangstür. Christian, dachte sie, nahm die bereit stehende Kerze und lief behände die Treppenstufen hinab. Doch bei soviel Schwung verlosch die Kerze schon auf halben Wege. Sie verhielt einen kurzen Augenblick, dann rannte sie im dunklen weiter zur Tür, fiel der eintretenden Gestalt um den Hals und küsste ihn. Aber irgendwie war heute alles anders. Sie spürte einen Bart und zwei Arme ...

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