Leine-Zeitung, 29. April 2002

"Ich lebe das, was ich schreibe"

Das Nichtstun mag Rosalie Bruns nicht - Ruheständlerin strebt als Autorin zu neuen Ufern

"Der Kopf muss frei sein", sagt Rosalie Bruns. "Ich kann mich nicht zum Schreiben zwingen. Es muss fließen". Kurzgeschichten und Gedichte sind seit einem Jahr ihre Erfüllung. An das ungeliebte Gerät Schreibmaschine setzt sich die Seelzerin nicht. Sie schreibt alles mit der Hand. Am liebsten mit Füllfederhalter. Stift und Papier hat sie immer bei sich. "Wenn der Gedanke da ist, muss er zu Papier gebracht werden", meint die angehende Autorin.
"Ich wache sogar nachts auf, mache das Licht an und schreibe. Sonst ist die Idee weg, lässt sich nicht mehr greifen." Mal kommen ihr Sätze in den Sinn, mal ganze Verse. Sie schreibt über das Meer, Träume, ihr Zuhause und geheime Wünsche. "Ich lebe das, was ich schreibe, sehe es bildlich vor Augen."

Leser sollen Visionen miterleben

Sie will, dass der Leser ihre Visionen miterlebt und gibt dafür ein Stück ihrer Persönlichkeit preis. "Es soll nicht abgehoben sein. Menschen sollen sich in meinen Geschichten wiederfinden", wünscht sich Bruns. Das schwarze Schaf, Reise in den Orient, Über die Tratschtante oder Dringlichkeitsstufe Eins heißen die Texte. 30 Gedichte und sieben Kurzgeschichten hat sie bisher verfasst. "Wovon ich heute schreibe, hätte ich als 20-Jährige nicht zu Papier bringen können. In meinen Texten ist immer ein Körnchen Schmunzeln, Augenzwinkern und Lebenserfahrung. Man kann zwischen den Zeilen lesen", sagt die 64-Jährige.
Vor einem Jahr ist sie mit ihrem Mann in den Ruhestand gegangen. Ihre Tischlerei in Seelze haben sie verpachtet. Die Rücksicht auf Beruf und Familie ist vorbei. "Ich wollte immer schreiben und habe zurückgesteckt. Jetzt bin ich dran", sagt Bruns.
[...]
Mit Seminaren an der Volkshochschule hat sie sich für das Schreiben fit gemacht. "Das Entscheidende ist, an sich zu glauben", meint die Seelzerin. Wichtigster Kritiker ist Ehemann Erwin. Ihm liest sie jedes Stück vor. "Ich bilde mir nicht ein, dass ich etwas kann. Ich tue es aus Freude, für mich." Ihr heimlicher Wunsch ist es dennoch, ihre Arbeiten in einem Gedichtband zu veröffentlichen. Bruns hofft, einen Verleger zu finden.
[...]
Rosalie Bruns will mit der Veröffentlichung ihrer Kurzgeschichten und Gedichte nichts übereilen. "Ich stehe erst am Anfang", meint die 64-Jährige.
[...]

Alexandra Hoffmann (ho)

Zurück