Advent in Seelze
Sonderveröffentlichung der Leine-Zeitung, 26. November 2005

Zeit haben - Gedanken zum Advent

Nun ist sie wieder da, die Zeit der Lichter, der Vorboten auf Weihnachten, und wir haben wie immer die Wahl der Gestaltung. Was bedeutet sie uns, diese Zeit: Suchen wir die Stille und Besinnlichkeit, oder verfallen wir in Hektik?

Am Sonntag zünden wir die erste Kerze an. Ihr warmes Licht gibt dem Raum eine Atmosphäre, der wir uns kaum entziehen können. Die ersten gebackenen Plätzchen stehen auf dem Tisch, wecken in mir Erinnerungen an die Kinderzeit. An Mutter, wie sie Backblech für Backblech vorbereitet. Teig ausrollt und uns Kinder die Figuren zum Ausstechen überlässt. Vom Keksbruch durfte gleich genascht werden.

Es war die Zeit der kleinen Geheimnisse. Da mussten die Topflappen für Mutter ebenso versteckt werden wie der gestrickte Schal für Vater. Die Adventszeit war immer aufregend. Was würde Weihnachten auf dem Gabentisch liegen, würden wir einen Tannenbaum bekommen? Unsere Wünsche waren klein. Es waren die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Doch wir hatten das Glück zusammen zu sein, was zu jener Zeit nicht selbstverständlich war.

Heute leben wir in einer anderen, schnelllebigen Zeit, in der viele Werte verloren gegangen sind. Wenn am Sonntag die erste Kerze angezündet wird und zum Träumen einlädt, möchte auch ich mich verzaubern lassen von dieser Zeit, möchte sie nutzen für Gespräche, die schon lange geführt werden sollten, mit Freunden bei einem guten Tropfen verweilen. Möchte die Adventszeit nutzen, um Briefe zu schreiben an Menschen, die schon lange darauf warten.

Am 2. Advent einen Bummel über den Seelzer Weihnachtsmarkt machen. An den dicht um die Martinskirche aufgestellten kleinen Holzhäuschen verweilen, etwas von dem Adventszauber mit nach Hause nehmen. Ein Glas Glühwein zum Aufwärmen, Schmalzgebäck gehören für mich dazu, und natürlich ein Gang in die Martinskirche. Dort wurde ich getauft, konfirmiert und getraut. Die Kirche gehört zu mir wie ich zu Seelze. Hier sind meine Wurzeln, hier bin ich zu Hause.

In der letzten Adventswoche wird es Zeit, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Am liebsten von einer Tannenbaumplantage, und am liebsten selbst geschlagen. Am heiligen Abend dann - geschmückt wie in alten Zeiten - möge er uns mit seinem Licht erwärmen. Fragt man mich nach meinen Wünschen zum Fest, ist die Antwort ganz einfach. Ich wünsche mir Zeit, und ich verschenke gern Zeit. Für mich ist Zeit etwas ganz Kostbares. Zeit zu haben für den Partner, für die Familie und das nach Möglichkeit nicht nur in der Adventszeit.

Das sind miene Gedanken und Vorstellungen in der Zeit vor Weihnachten und zum Fest, das wir Fest der Liebe nennen. Verbunden mit dem Wunsch nach Frieden auf dieser Welt. Frieden für alle, damit wir voller zuversicht und Hoffnung in die zukunft blicken können.

Ich wünsche allen Lesern der Leine-Zeitung eine besinnliche Adventszeit und ein frohes, harmonisches Weihnachtsfest.

 

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